„Songs für die großen Idole von einst“: ein Interview in der Westdeutschen Zeitung 6. Juli 2017

„Songs für die großen Idole von einst“

Die Musiklegende Albert Hammond kommt am 21. Juli bei seiner „Songbook-Tour“ mit  seiner Band in die Kölner Philharmonie.

Von Stephan Eppinger

Köln.  Mit „It Never Rains In Southern California“ schaffte Albert Hammond (73) als Sänger 1972 den Durchbruch. Weitere Hits wie „I’m A Train“ oder „Down By The River“ folgten. Dazu kommen unzählige Hits, die der Brite für Musikerkollegen wie Tom Jones, Joe Cocker, Celine Dion und Tina Turner schrieb. Unvergessen sind Songs wie „The Air I Breathe“ für die Hollies, „One Moment In Time“ für Whitney Houston oder „When I Need You“ für Leo Sayer.  Am 21. Juli kommt der Emmy-Gewinner bei seiner „Songbook-Tour“ in die Kölner Philharmonie. Welche Beziehung haben Sie zu Köln?
Albert Hammond:  Beziehung habe ich mehr zu Leuten als zu Städten. Aber ich war oft in Köln. Es ist ein Privileg, als Musiker verschiedene Städte besuchen zu können. Ich Köln habe ich mir natürlich den Dom angeschaut und mich beim Joggen einmal total verlaufen. Ich wusste nicht, wo ich bin und wo mein Hotel ist. Ich hatte auch kein Handy dabei und bin drei Stunden herumgeirrt, bevor man mir in einem kleinen Hotel einen Stadtplan in die Hand gedrückt hat.
Welche Bedeutung haben Deutschland und die deutschen Fans für Sie? Hammond: Deutschland war immer wichtig für mich. Das gilt auch für Sendungen wie den „Beat-Club“ in den 60ern und später den „Musikladen“. Und das Publikum hier war bei Konzerten immer großartig. Gibt es Unterschiede zwischen dem britischen und dem deutschen Publikum? Hammond: Eigentlich sind die Unterschiede sehr gering. Wenn die Leute die Musik lieben, ist es egal, ob sie wie die Deutschen beim Konzert schon feiern und sichtlich Spaß haben, oder ob sie wie die Briten erst gegen Ende zeigen, dass ihnen die Musik gefallen hat. Sie haben viele Hits geschrieben. Gibt es da so etwas wie ein Erfolgsgeheimnis? Hammond: Das kann ich nur schwer beurteilen. Aber für mich war es sicher ein Vorteil, dass ich mit Musik aufgewachsen bin. In meiner Jugend bin ich mit sehr vielen verschiedenen Genres in Berührung gekommen und habe mir bis heute eine gewisse Offenheit bewahrt. Vielleicht funktionieren meine Songs auch deshalb weltweit. Ich war immer in ganz verschiedenen Bereichen unterwegs. Musik ist Musik – man darf sich da nicht einengen lassen und man muss immer wieder Neues wagen. Ihren Megahit „It Never Rains In Southern California“ haben sie unzähligeMale gespielt. Wie ist Ihr Verhältnis zu dem Song, wie ist er entstanden?
Hammond: Ich mag alles, was ich schreibe und es gibt Songs, da bekommt man nie genug davon. Der Song klingt nicht wie aus den 70ern, sondern wie ein Song von heute. Entstanden ist er 1969 in London. Ich war bei einem Freund zu Besuch und saß mit der Gitarre bei ihm. Mein Blick fiel auf ein volles Buchregal und ein Buch mit dem Titel „Railway in California“. Da habe ich angefangen zu singen und plötzlich kommt aus der Küche die Frage, ob es in Kalifornien regnet, weil mein Freund nicht genau verstanden hatte, was ich da gerade singe. „Ich kann bei meinen Liedern auf einen echten Schatz zurückgreifen.“ Albert Hammond, zu Ihren Superhits gehört auch Whitney Houstons Hit „One Moment In Time“, der aktuell auch beim Musical „Bodyguard“ in Köln zu hören ist.
Hammond: Den habe ich 1988 geschrieben, es war eine Auftragsarbeit für die Olympischen Spiele in Seoul. Ich hätte mir gut vorstellen können, dass Elvis diesen Song singt, aber der war ja schon tot. Zu Whitney Houston kam er durch einen Zufall, aber es wurde mit ihrer Stimme ein wunderschöner Song. Im Film „Bodyguard“ gehört er gar nicht dazu, erst das Musical hat ihn wiederentdeckt. Leider habe ich noch keine Chance gehabt, mir die Show einmal anzusehen.
Wie gut kannten Sie Whitney Houston? Hammond: Sie war keine Freundin von mir wie Künstler wie Johnny Cash, Roy Orbison oder Julio Iglesias. Aber ich habe sie getroffen und eine sehr nette Frau erlebt. Wie entstand die Freundschaft zu Johnny Cash? Hammond: Ich bin auf Gibraltar aufgewachsen und meine Idole waren Johnny Cash, Buddy Holly, Elvis und Chuck Berry. Damals hätte ich alles gegeben, um diese live erleben zu können. Und später hatte ich die Ehre, für meine Idole Songs zu schreiben. Das ist unglaublich, manche wie Johnny Cash sind auch zu Freunden geworden. Was erwartet das Publikum in Köln? Hammond: Ich kann bei meinen Liedern auf einen echten Schatz zurückgreifen, auch wenn ich es nicht schaffe, alle in ein zweistündiges Konzert zu packen. Es wird eine Mischung aus meinen eigenen Welthits und den Hits, die ich für Kollegen geschrieben hab. Es werden zwei Stunden Spaß und die Chance, vom Alltag abzuschalten.
Was denken Sie als Brite von Gibraltar über den Brexit? Hammond: Es ist verrückt, die EU zu verlassen und die Gemeinschaft zu verkleinern. Eigentlich sollte die gesamte Welt eins sein und kein Machthaber und kein einzelnes Land sollte diese Welt dominieren. Die Folgen sind schrecklich, wenn man gerade auf die Flüchtlingskrise blickt.
Service: Albert Hammond ist am 21. Juli um 20 Uhr in der Kölner Philharmonie. Die Karten kosten zwischen 35 und 69 Euro, Tel. 0221/280280.